Der linke Fuss war danach ziemlich angeschwollen und blau. Ich wusste nicht ob ich mir was gerissen hatte. Ich entscheid mich nicht zum Arzt zu gehen, sondern abzuwarten und mein Fuss zu kühlen.
Am nächsten Tag humpelte ich zwar immer noch, doch die Reise ging für mich definitiv weiter. Zum Glück war Sven da, der mir wirklich viel geholfen hat:-) Mit dem Nachtbus gins nach Potosì.
Potosí ist die höchtgelegene Stadt der Welt (4070 m. ü. M.). Im 17. Jahrhundert war sie eine der reichsten Städte der Welt dank dem Silber- und Zinnvorkommen, und vergleichbar mit dem damaligen Paris der Düfte und Parfums.
Wir hatten vor in Potosí die Minen zu besichtigen. Am Sonntag als wir ankamen organisierten wir die Tour für den Montag:
Zunächst gings mit einem Büsslein zu einer Barakke wo wir unsere Schuhe und Taschen deponierten, denn...
....wir erhielten einen Helm mit Stirnlampe, Überziehkleider (damit unsere nicht dreckig wurden), und Gummistiefel zum Anziehen.
Wie funktioniert den bloss dieses Licht?
Ich in voller Montur.
Danach gings zuerst zum Minenarbeitermarkt. Es gehört sich, dass die Minenbesucher den Arbeitern Geschenke mitbringen. Diese speziellen Geschenke kann man eben auf diesem Markt kaufen. Normalerweise wünschen sich die Arbeiter Getränke, Zigaretten, Coca-Blätter und Dynamit. Und das kauften wir auch. Wir erhielten noch von Pedro Negro, so hiess unser Guide, noch einige Informationen zur Geschichte des Silberabbaus im Cerro Rico (reicher Berg), zur Minenarbeit und über Dynamit.
Hier hält er gerade zwei verschiedene Sorten Dynamit in den Händen und zeigt uns wie die hergestellt sind. Sie verwenden Bolivianisches und Peruanisches Dynamit. Doch die Arbeiter bevorzugen Bolivianisches Dynamit, der Peruanische ist "Müll" und wird nur für Feierlichkeiten als Knaller verwendet.
Ich halte in meinen Händen Bolivianisches Dynamit. Dies ist übrigens ungefährlich, solange niemand mit Feuer herumspielt:-)
Ich spielte somit mit Dynamit herum:-)
Danach erklärt er uns wie Dynamitbomben "gebastelt" werden und demonstriert wie lange eine Lunte (Armlänge) brennt.
Nach den Einkäufen gingen wir zur Raffinerie, also dort wo nach dem Abbau die Steinsbrocken (Erze) gelangen, damit die Mineralien daraus gewonnen werden. Vor der Besichtigung der Raffinerie selbts, erhalten wir einen Crashkurs in Cocablätter kauen.
Man muss die Blätter zuerst auseinander reissen, einzeln!, damit der Blattstiel mitgekaut wird. Dies macht man eine Weile bis man genügeng Blätter hat, die ein Backe füllen. Danach kaut man die Blätter vorsichtig, es ist mehr ein Zerdrücken, bis sie feucht sind. Danach nimmt man ein Katalysator dazu, dies kann aus Bananen, Kalk oder ander Materialien bestehen. Der ist dazu da, damit die Cocablätter fermentieren und ihre Enzyme frei geben. Diese wirken auf dem Menschen unterschiedlich ( kraftsteigernd, hungerlindernd, atmungserleichternd).
Die Minenarbeiter kauen die Coca-blätter ständig, im Glauben, dass sie die obengenannten Wirkung haben.
Die Raffinerie:
Die Steine werden von anderen Fremkörpern getrennt.
Dies sind zum Beispiel die Lunten der Dynamitbomben, die sich unter den Gesteinen befinden.
Nach dem Floatingsystem (Schämmverfahren) werden dann die Mineralien (hier Silber) aus den Gesteinen herausgefiltert.
Nicht High-tech, aber es funktionert...
Wir haben dann den Arbeitern einen Teil von unseren Coca-Blättern gegeben. Die waren sichtlich froh drum und gingen es direkt konsumieren, sowie dieser Arbeiter.
So sieht dann "Rohsilber" aus, frisch aus den Gesteinen geschwemmt.
Der Guide hatte uns dann mit Silber bemahlt:-)
"Rohsilber".
Die Schwämmmashine, oben schwimmt das Silber unten setzt sich der Rest.
Und dies ist der Cerro Rico, der Minenberg.
Dies ist der Eingang. Das Tunnelsystem ist ziemlich komplex. Leider werden durch die immer knapper werdenden Mineralquellen und die Ausbeutung des Berges, die neuen Tunnels so knapp an den bereits existierenden Tunnels gebaut, dass der Berg eigentlich in sich hineinbrechen müsste. Aber er steht noch....
Hände hoch! Oder ich schiesse;-) Ich kaufte mir vorsichtshalber ein Tuch, denn man sagte uns es werde sehr staubig.
Die Minenarbeiter kommen mit der nächsten Ladung aus dem Berg. Da dies der einzige Eingang ist mussten wir auf sie warten bevor wir hinein gingen.
Harte Arbeit! Diese Minenarbeiter mussten die Wagen selber stossen. Es gibt aber auch Kooperativen, in denen die Chefs genügend Geld haben um der ganzen Gruppe motorisierte Wagen kaufen.
Im Berg:
Die Gänge sind sehr eng, man konnte die Arme nicht ausstrecken. Sie sind auch nicht hoch, sogar ich musste geduckt laufen.
Zunächst besuchten wir innerhalb des Berges das Minenmuseum. Eher eine turistisch Attraktion. Darin waren aber noch lustige Figuren, die eine Rolle in der Minengeschichte gespielt hatten.
Darf ich vorstellen, "el tio". "Der Onkel" ist der Minengott der Arbeiter. Er sorgt für eine reiche Mineralienernte und natürlich für den Schutz der Arbeiter. Ihm zu ehren wird jeweils Freitags ein Ritual durchgeführt. Um ihn zu besänftigen werden ihm Coca-Blätter und Zigaretten geopfert und die Arbeiter trinken an diesem Tag puuren Alkohol (Putzbenzin!). Das ist auch der einzige Tag an dem sie Alkohol trinken dürfen und auch von den Touristen den geschenkt bekommen dürfen. Sie trinken um sich in ein Zustand der Meditation zu versetzen, um so näher dem Gott zu sein und um natürlich die Leiden der Minenarbeit zu vergessen.
Im Museum fand man u.a. dieses Dokument aus der Sklavenzeit. War noch interessant.
Hier die verschiedenen Mineralien, die aus dem Cerro Rico gewonnen werden (Silber, Zinn...).
Ein Minenarbeiter, die Backe voll mit Coca-Blättern gefüllt. Er lädt die Steinbrocken aus, die eine Mashine von den unteren Ebenen nach oben transportiert hat. Dies ist die modernste Art die Brocken an die Oberfläche zu bringen. Es gibt aber auch Kooperativen, die keine Mashinen besitzen. In diese Kooperativen transportieren die Arbeiter die Felsbrocken auf dem Rücken 3-4 Ebene kriechend die engen Gänge nach oben!
Der Schacht führt bis in die tiefste Ebene. Die nennt sich simpel die 4. Ebene. Sobald eine Ebene ausgebeutet wurde und keine Mineralien mehr abgebaut werden können, wird ein neuer Tunnelsystem geschaufelt und eine neue Ebene frei gemacht.
An den Decken der Gänge bilden sich immer wieder Sulfatbrocken und Amalgam. Wir wurden ermahnt diese giftigen Gesteine nicht anzufassen. Der Schwefel bildet natürlich auch Gas. Dieser stinkt nicht nur, er verätzt auch noch die Atemwege. Ich hatte am Ende der Tour keine Stimme mehr deswegen! Und ich war gerade mal 2 Stunden in der Mine drin! Die Minenarbeiter arbeiten jedoch täglich 10-14 Stunden. Durch die giftigen Gase und den Staub, die sie täglich einatmen erkranken die Arbeiter häufig an Silikose, Staublungenkrankheit. Durchschnittlich sterben sie bereits im Alter von 40 Jahren, wenn sie bereits als Kind angefangen haben (mit etwa 10/11 Jahren) liegt das Durchschnittssterbealter bei 30 Jahren.
Solche Schächte mussten wir hinunter rutschen. Hier von der Ebene 1 zur Ebene 2.
Nichts für Klaustrophobiekranke Leute!
Irgendwann konnten wir nicht mehr laufen, sondern mussten kriechen. Die Rohre die man immer wieder auf den Bildern sieht, sind gedacht um Sauerstoff in die Schächte zu pumpen. Die hatten aber immer wieder ein Leck und so gelangt der Sauerstoff praktisch nicht in die unterste Ebene. Was man auch gemerkt hat, von Ebene zu Ebene wurde die Lust immer dünner und staubiger....
Von Ebene 2 nach Ebene 3 mussten wir diesen Schacht mit Holz ausgetäfert hinuntergleiten. Sie zeigten uns die Technik, und wir ahmten dies nach. War nicht so schwierig und ziemlich sicher.
Und so sah es in Ebene 3 aus. Gerade mal so hoch, dass der Wagen geschoben werden kann.
Diese Arbeiter schaufeln die aus dem Berg gesprengten Erze in die Körbe, damit diese an die Oberfläche transportiert werden können.
Es sah leicht aus als wir den Arbeiter zuschauten, es war aber hammerhart als wir selber ran durften. Die Hitze, der mangelnde Sauerstoff und das Tempo das man einhalten soll....Wow, das ist hart!
Sie zeigten uns anhand von Beispielen was sie so alles sammeln. Da nicht mehr so viel Silber vorhanden ist, sammeln sie heutzutage alles verwertbare.
Dies ist Silber.
Funkel, funkel!
Auf dem Rückweg wurden wir fast von diesem Wagen überfahren. Man muss schaurig aufpassen, da die Arbeiter wirklich am arbeiten sind und die Wagen fast rennend herumschieben. Jede Sekunde zählt, je mehr man abbaut, desto höher die Wahrscheinlichkeit das gute Erze dabei sind, die man dann verkaufen kann. Es wird Stücklohn bezahlt, bzw. das Geld aus dem Verkauf der Erze wird nach gewissen Regeln in der Kooperative an die Arbeiter verteilt. Der Investor, welche die Maschinen gekauft hat, erhält am meisten, ein Kind am wenigsten. Durschnittslohn eines normalen Minenarbeiters im Monat 150 US$, was 3 mal soviel ist wie ein sonstiger Arbeiter in Bolivien!
Zum Schluss konnten wir noch Dynamit in die Luft sprengen. Uns wurde gezeigt wie wir die Bombe zu bauen haben, und wir koopierten es nach.
Danach zündete wir die Lunte an...
...und danach sprangen die Guides mit unseren Bomben weg, um sie sicher zu deponieren.
Dies ist das Knallervideo. P.S. ich war noch nie so nah an einer Dynamitexplosion. Beachtet dies wenn ihr das Video sieht;-)
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